Die Familie gilt als die für den Menschen wichtigste soziale Gruppe und als bedeutende gesellschaftliche Institution. Hier erfolgen primäre Sozialisation und Enkulturation des Kindes, hier erwirbt es grundlegende Kompetenzen, Orientierungsmuster und emotionale Grundhaltungen. Die Familie beeinflusst die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen und den Verlauf seiner Biografie, seine Alltagsgestaltung und aktuelle Befindlichkeit. In ihrem Interaktionsnetz und Beziehungsraum erfahren die meisten Menschen Geborgenheit und Akzeptanz durch andere. Wir kennen allerdings eine Vielzahl unterschiedlicher Familienformen in Vergangenheit und Gegenwart. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Sozialisationsbedingungen für die darin aufwachsenden Kinder: Jedes Kind erlebt seine Kindheit, die von Familie zu Familie durch höchst unterschiedliche Strukturen, Rollenerwartungen, Beziehungsqualitäten, Regeln, Verhaltens- und Interaktionsmuster, Erziehungsstile, Persönlichkeiten und Umweltkontakte bestimmt ist. Es wächst in einem sozialen Milieu auf, in dem Eltern ganz individuell auf seine einzigartigen Eigenschaften, Bedürfnisse, Emotionen, Äußerungen und Verhaltensweisen eingehen. Wir wollen zunächst den Familienwandel skizzieren und dann erarbeiten, wie sich in der westlichen Welt aktuelle Familienbilder gegenüber dem traditionell – bürgerlichen verändert haben. So werden auch verschiedene Ausprägungen von Mutterschaft und Vaterschaft beschrieben.
Explizit werden wir auf Ehe-, Familien- und Erziehungsprobleme eingehen, wobei auch die Ursachen von Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Problemen bei Kindern benannt werden können. Schlussendlich die Frage, ob Elternschaft mglw. immer bedeutungsloser und Erziehung zunehmend vergesellschaftet wird. Und: Wie werden sich Familien in den nächsten Jahren verändern bzw. welchen Herausforderungen müssen sie sich und wir uns als Therapeuten stellen.
Bernhard Möbus (Facharzt)
Seminar: 3 UE, Präsenzveranstaltung, TP/AP, alle