Man spricht von Neuromodulation, wenn die Arbeitsweise des Nervensystems durch chemische Substanzen oder durch magnetische bzw. elektrische Stimulation beeinflusst wird. Im Gegensatz zur Neurotransmission, d.h. dem Informationsaustausch zwischen Nervenzellen, geht es bei der Neuromodulation nicht um punktförmig und innerhalb von Millisekunden statthabenden Prozesse, sondern um weniger stark lokalisierte und mit zeitlich länger (über Sekunden bis Minuten oder gar Stunden) anhaltendem Effekt. Diese Wirkungen sind meist durch metabotrope, 14 G-Protein-gekoppelte Rezeptoren vermittelt. Neuromodulatoren dienen nicht der Übertragung einzelner Signale (Aktionspotentiale) von einem Neuron zum anderen, sondern beeinflussen – „modulieren“ – die Aktivität größerer neuronaler Funktionseinheiten, worunter man „Schaltkreise“, Systeme, Netzwerke bis hin zum gesamten Gehirn verstehen kann. Sie können entweder deren Aktivität insgesamt steigern oder vermindern, oder andere Systemeigenschaften betreffen wie beispielsweise den Fokus der Aktivität (größer oder kleiner), die Lernfähigkeit des Gesamtsystems (d.h. die Größe der Änderung der Stärke von Synapsen bei deren Benutzung) oder den Signal-Rausch-Abstand. Neuromodulatoren sind u.a. Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Acetylcholin und Oxytocin. Sie wirken im Gehirn ähnlich wie Hormone im übrigen Körper. Manche Substanzen wirken sowohl als Neurotransmitter als auch als Neuromodulator, was die Sache nicht einfacher macht.
Bei der Neuroplastizität handelt es sich um den einfachen Sachverhalt, dass sich das Gehirn immer dann ändert – strukturell (d.h. die Hardware betreffend) – wenn es benutzt wird. Anders gesagt: Die Verarbeitung und die Speicherung von Information erfolgen durch die gleichen Strukturen und Prozesse. Nach der räumlichen Ausdehnung der betroffenen Strukturen unterscheidet man synaptische Plastizität (es ändert sich die Stärke der Übertragung von Aktionspotentialen an einer Synapse) und kortikale Plastizität im Sinne der Veränderung von Repräsentationen in kortikalen Karten (was die geordnete, strukturierte Änderung sehr vieler Synapsen beinhaltet). Die praktischen Konsequenzen dieser Erkenntnisse haben leider nur langsam Eingang gefunden, (1) in das Denken von Menschen über den Geist ganz allgemein (und damit in viele Lebensbereiche wie Bildung und soziales Leben) sowie (2) im Speziellen in die Denkweise derer, die sich um Krankheit im Bereich des Geistes kümmern – Psychiater und Psychologen. Nach einer kurzen Einführung zu den beiden im Titel genannten Begriffen wird ihre Brauchbarkeit anhand von Beispielen aus Psychiatrie und Psychotherapie diskutiert.
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer
Vortrag (öffentlich): 3 UE, Präsenzveranstaltung mit Zoom, TP/AP, alle