Nachdem Sigmund Freud mit den Studien über Hysterie, der Traumdeutung und den 3
Abhandlungen zur Sexualtheorie die Basis seiner Methode und Theorie entwickelt und
dargelegt hat, exemplifiziert er seine dort ausgearbeiteten Gedanken und Ideen in seinen
fünf „großen Falldarstellungen” (s. dazu Abstract zum Rattenmann, SoSe 2024). Schon
während und nach dieser ersten empirischen Darlegung seiner bisherigen Theoriebildung
folgt mit Formulierung über die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens (19011b),
Zur Einführung des Narzißmus (1914c), Triebe und Triebschicksale (1915c), Die
Verdrängung (1915d), Trauer und Melancholie (1916-1917g), Jenseits des Lustprinzips
(1920g) u. a. die sog. „Metapsychologischen Schriften”.
Mit Jenseits des Lustprinzips wenden wir uns einer Arbeit zu, die unter den
metapsychologischen Arbeiten (nach Alex Holder, 1992) eine Schlüsselstellung einnimmt,
„weil sie den bisherigen Dualismus zwischen Lustprinzip und Realitätsprinzip, zwischen
Sexualtrieben und Ichtrieben, durch einen noch fundamentaleren Gegensatz ersetzt,
nämlich den zwischen den Lebenstrieben (die nun sowohl die Sexualtriebe als auch die
Selbstbehauptungstriebe umfassen) einerseits und dem Todestrieb andererseits.”
Wie Freud die Hypothese eines Todestriebes aus der klinischen Beobachtung des
sogenannten Wiederholungszwanges entwickelt, wird u. a. Gegenstand unseres Seminars
sein. Soweit es der zeitliche Rahmen erlaubt, werden wir auch einen Blick auf die
Weiterentwicklung durch Melanie Klein werfen, für deren Theoriebildung die
Todestriebhypothese eine zentrale Rolle spielt. Darin enthalten die bis heute nicht
endenden Kontroversen zu diesem Thema.
Es wäre ausgesprochen wünschenswert (und für Sie als Teilnehmerin / Teilnehmer auch
entsprechend sinnvoll), wenn Sie zu Seminarbeginn den vollständigen Text gelesen
hätten.
Eine gute Einführung in die Materie finden Sie in der Einleitung von Alex Holder (1992), die
er den „Metapsychologischen Schriften” in der Fischer-Ausgabe, S. Freud im Taschenbuch
(Bd. 10442) voranstellt und die Freuds Text in die Entwicklung seiner Theoriebildung
einfügt.
Den Originaltext von 1920 finden Sie in 3 verschiedenen Ausgaben:
1. in den GW
= Gesammelte Werke
, Bd. 13, S. Fischer, Frankfurt a. M., 1-69.
2. in der Studienausgabe
, Bd. VII, Zwang, Paranoia, Perversion, S. Fischer, Frankfurt a.
M, 31-103. In diesem Band finden Sie, wie der Titel schon sagt, weitere Texte Freuds zu
Zwangsneurosen, Paranoia und Perversion, wie auch 2 der o. g. Falldarstellungen
[Schreber (1911) und Haitzmann (1923)]
3. in Freuds Werke in Taschenbuch
(Bd. 10442) wie s. o.
Zu jedem der 3 geplanten Seminartermine gibt es vorab ein kurzes Info mit Literaturempfehlungen an alle angemeldeten Teilnehmer:innen per Mail. Sollten Sie sich kurzfristig anmelden, geben Sie bitte Bescheid, dass Sie die Info noch benötigen.
Klinische Beispiele der Seminarteilnehmer sind willkommen.
Christoph Eissing, im Juli 2024
Christoph Eissing (Facharzt)
Lektürekurs: 2 UE, Präsenzveranstaltung, AP/TP/Ä, ab 3. Sem.