Süchte sind vielschichtig, komplex und beinahe therapieresistent. Es kommt immer wieder zu Rückfällen und Therapieabbrüchen. Nicht einfach ist es zudem, mit den Patienten einen tragfähigen emotionalen Kontakt herzustellen. Sucht ist immer an Objekte gebunden, beispielsweise an Drogen, Nahrung oder Glücksspiel. In unserer Gesellschaft wird in dieser Hinsicht ein doppeltes Spiel getrieben: Suchtmittel wie gängiger Konsum und Tabak werden aus steuerlichen Gründen gestattet, andere Drogen sind hingegen verboten. Viele gesellschaftliche Anlässe sind verbunden mit exzessivem Alkoholkonsum (Oktoberfest). Andererseits verpflichtet uns eine S3 Leitlinie zur Früherkennung und Intervention bei einem gewohnheitsmäßigen und süchtigen Konsum. Da der Konsum einiger Suchtmittel nicht sanktioniert wird, fällt die Abgrenzung zwischen süchtigem und nicht-süchtigem Verhalten schwer. Wo aber hört der Genuss auf, beginnt die Gewöhnung und wo fängt die Sucht an?
Auf dem Weg zu einer psychoanalytischen Theorie der Sucht werden von Voigtel fünf Formen beschrieben, in denen diese Krankheit auftritt. Die drei ersten Formen (adaptiv, symbiotisch und masochistisch) umreißen die Sucht als eine Ich-strukturelle Störung eigener Wesensart. Als vierte Form wird die „symptomatische Sucht“ beschrieben als Teil der Abwehrformation innerhalb anderer psychischer Krankheiten. Als fünfte Form wird von ihm die „reaktive Sucht“ abgegrenzt, die als psychischer Bewältigungsmechanismus in besonderen Belastungssituationen einsetzt.
Im Rahmen des Seminars werden die verschiedenen Formen der Sucht diskutiert anhand der unten angeführten Arbeit von Voigtel. Ebenfalls wird von einem Patienten über seinen Weg in die Sucht und den Prozess der Entwöhnung berichtet.
Literatur: Voigtel, R. Formen der Sucht. Forum Psychoanal 16, 16–44 (2000).
Prof. Dr. med. Markus Herrmann
Seminar: 4 UE, Präsenzveranstaltung, TP/AP, 2. Sem.