Der Terminus “Dynamische Psychiatrie” geht vermutlich auf Franz Alexander zurück, der diesen Namen prägte für Bemühungen, psychotherapeutische und psychoanalytische Methoden in die Psychiatrie zu integrieren. Diese Ansätze gab es schon in den 30er Jahren in Europa, bevor der Exodus während des Nationalsozialismus einsetzte.
Die Wurzeln der amerikanischen Dynamischen Psychiatrie sind mit den Namen Harry Stuck Sullivan, Frieda Fromm-Reichmann und Karl und William Menninger verbunden. Letztere gründeten die damals weltberühmte dynamisch-psychiatrische Menninger-Klinik in den USA, in der Günter Ammon von 1956 bis 1965 forschte, lehrte und arbeitete.
Als Günter Ammon (9.5.1918-3.9.1995) vor 50 Jahren in Berlin die Deutsche Akademie für Psychoanalyse (DAP) gründete, wurden die ersten wissenschaftlichen und organisatorischen Schritte unternommen, um Dynamische Psychiatrie wieder nach Deutschland zu bringen.
Dynamische Psychiatrie stand schon immer für die wissenschaftlichen und therapeutischen Bemühungen, die Psychoanalyse für die psychiatrische Wissenschaft und Behandlung nutzbar zu machen. Dies erforderte nicht nur eine Erweiterung der psychoanalytischen Theorie und Modifizierung ihrer Behandlungsmethodik, sondern auch “einen Paradigmenwechsel in der Psychiatrie” (Günter Ammon).
Ausgehend von den Ansätzen der amerikanischen Dynamischen Psychiatrie hat Günter Ammon seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts seine Berliner Schule geschaffen. Wesentliche Bestandteile sind die konsequente Integration des gruppendynamischen Ansatzes, die Etablierung eines Identitätsstrukturkonzeptes und die Anerkennung real erlebter zwischenmenschlicher Traumatisierungen in der frühesten und späteren Lebensgeschichte. Damit war die Voraussetzungen geschaffen für die analytisch begründete Behandlung der “frühgestörten Patienten” mit “archaischen Identitätsdefiziten”.
Heute arbeiten u.a. die Institute der Deutschen Akademie für Psychoanalyse in München und Berlin (LFI Berlin) sowie die Klinik Menterschwaige in München nach diesem Konzept.