Sozialanthropologie und Psychoanalyse*
Sozialanthropologie und Psychoanalyse ergänzen sich, durch Vertreter:innen, die dem jeweiligen anderen Fach zugeneigt sind, auf eine inspirierende Art und Weise. Der Vortrag zeigt, anhand der 20-jährigen Freundschaft (1965 – 1985) des Sozialanthropologen Francis Huxley (1923 – 2016) und des Psychoanalytikers Ronald D. Laing (1927- 1989), wie sich diese interdisziplinäre Zusammenarbeit auf ihre jeweiligen selenheilkundlichen Aktivitäten auswirkte. Um psychische Phänomene und menschliches Verhalten besser zu begreifen, nutzen die beiden ihren jeweiligen biographischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund und stellten diese Erfahrungen, in den Dienst ihrer gemeinsamen Praxis und Forschung. Sozialanthropologie bietet mythologisch kodierte Parallelen zur Praxis der Psychoanalyse in Bezug auf die Bedeutung von Gemeinschaft und Gesellschaft und deren jeweiligen Kosmologien. Es geht darum die individuelle Illusion zu hinterfragen, es gäbe objektive Wahrheiten über das eigene Leben, die von außen vorgegeben werden können. Daraus erwächst die leise Hoffnung der Psychoanalyse: nicht darauf zu bestehen, auf jede Frage eine Antwort zu geben, sondern den Menschen von jenem inneren Zwang zu erlösen, überhaupt nach Antworten suchen zu müssen, die es so nicht gibt.
Theodor Itten, klinischer Psychologe und Psychotherapeut
Vorlesung: 3 UE, Präsenzveranstaltung mit Zoom, TP/AP, alle

